- LXXXVII - Die Wichtigkeit der Reise

Wortlos zergeht der Engel in seiner Hülle, verfängt sich in der grenzenlosen Weite des Nichts und verläuft sich im Gefängnis seines Seins.

Gedankenlos erwacht der Schreiber zum Leben, zur Vergänglichkeit verflucht, in der ewigen Stille verdammt. In unbeirrter Suche treibt es ihn voran, auf der Jagd nach dem Ende der unendlichen Ruhe, von der verschleierten Rastlosigkeit getrieben.

In vergänglicher Gleichgültigkeit bleiben die Seiten leer, Bücher unerfüllt und Geschichten unerzählt. Immer wieder versiegen die Quellen und hindern - einer Dürre ähnlich - die aufkeimenden Blumen beim wachsen. Aus einem unzählbaren Wald wird ein Paradies verdorrter Äste und vergehender Vielfalt. Selbstständiges rennt davon und entschwindet den Armen der Ergebenheit, die in tödlicher Umklammerung ihre Geiseln fest halten und mit in das Reich der Verschwiegenheit ziehen. 

Unter tosenden Wellen zerbricht das alte Schiff und knarzt mit letztem Willen zum Widerstand. Still hat es den alten Seebären zur Brücken getragen, die Mütze schief über dem Kopf sitzend. Schon vor vielen Jahren ging die Blütezeit zu Ende. Verbitterte Mienen zieren die ausgeblichene Reling und vom Wasser geschwächte Planken brechen unter den wackeligen Beinen des Lebens zusammen. Wie in alten Zeiten kämpft das Urgestein gegen unbezwingbare Mächte, die viel zu lange gebändigt und besiegt wurden. Am Ende holte es sie alle ein - ein Kreislauf der Zeit. Wissend verbleibt ein Lächeln auf dem Gesicht des letzten Mannes, ein Gedanke, eine Hoffnung. Eine Erinnerung. 

Irgendwo liegt es, dieses eine Buch nach dem wir alle streben. Unerreichbar, in weiter Ferne versteckt, egal wie weit wir auch wandern. Vom Autor unbewusst geschrieben, dem einzigen Leser zur letzten Stund überlassen.

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