- LXXXIX - Schmerzende Erinnerung

Ich habe Krebs, sagten Sie, trugen ihre Kittel und sahen dabei so ernst drein, dass ich lachen musste. Ironischer Weiser wusste ich dies schon längst, hatte doch den verkürzten Lebensfaden in der Brust gespürt, bei jedem Zug von der Zigarette das züngelnde Ende im Spiegel gesehen. Inzwischen wäre der Tumor in der Lunge inoperabel und selbst mit der Strahlentherapie nicht mehr heilbar. Viele Worte brachen auf mich ein, Stimmen mit Fragen, Hinweisen, Vorschlägen. Doch vielleicht wollte ich sie nicht hören, versuchte mit dem Unabwendbaren klar zu kommen, kämpfte mit unergründbaren Gefühlen. Und leise schlich ich mich davon, entfloh unwissenden Gesichtern, um die Maske der glücklichen Lüge nicht länger tragen zu müssen, um endlich in Frieden ruhen zu können.

Jahre vergehen, Gesichter ziehen vorbei, Eindrücke entstehen. Während ein Wunder auf das Andere aufbaut, zerfällt eine alte Stadt in sich zusammen und erdrückt mit unhaltbarer Last die letzten Überreste. In einer immer weiter zugrunde gehenden Welt versuche ich mir einen Stern zu erkämpfen, gehe mit unzählbaren Schritten weiter und denke nicht mehr an das was war. Am Ende soll das Lächeln verbleiben, mit dem Wissen einen Stein hinterlassen zu haben. Damit spätere Generationen wieder bauen können, auf die Hoffnung, auf das Glück.

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