- LXXXIII - Phönix

Gedanken tragen Keime, diese kleinen unbeugsamen Kerne großartiger Bauten, unfällbarer Gebilde. Im wachsenden Regen steigen sie empor, ranken sich um die Gerüste morscher Mauern und befestigen die brüchigen Steine, verbinden die fehlerhaften Stellen der Festung. Und wie von einem sicheren Schild bewacht wachsen die neuen Sprösslinge heran, behütet, vor äußeren Einflüssen bewahrt.

Vor vielen Jahren sah ich die alten und überwucherten Gemäuer das letzte Mal, trat über längst vergessene Pfade, umarmte die nun zerfallenen Säulen.
Inzwischen ist der Garten zerstört, die erblühenden Blumen sind verdorrt und die einst fruchtbaren Keime verschwunden. Vom Gärtner allein gelassen verloren die Pflanzen ihren Halt, die Gedanken ihre Stütze und wurden das Opfer der Zeit.

In der Asche stehend seh ich den Überresten beim verschwinden zu, puste die kleinen Flocken davon und folge der verloren geglaubten Glut, den feurigen Keimen der Gedanken.

Kommentare

  1. Könnte man sich daran gewöhnen, wäre es nichts Besonderes mehr. Nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Dann wäre es nichtig, unbedeutend.

    Nun, dass etwas zerstört ist, kann auch gut sein. So ist wieder Platz für neues. So kann sich der Gärtner wieder austoben. Während der Trockenzeit wird alles dürr, trostlos. Vielleicht wie die Gedanken dieser Zeit. Doch dann, dann kommt der Regen und mit ihm erblüht alles von Neuem. Ein ständiger Kreislauf. Der Kreislauf des Lebens.

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